1. Betriebsgebäude
Im Betriebsgebäude ist die Kommandozentrale untergebracht. Von hier aus können die Anlagen der ARA und des
Aussennetzes überwacht und gesteuert werden. Wichtige Elemente sind die Störungs- und Alarmierungssysteme.
2. Hauptzulaufkanal
Durch den unterirdischen, rund acht Meter tief gelegenen Haupt-Zulaufkanal fliesst sämtliches Abwasser der ARA
zu. Die Menge variiert zwischen 80 und 3’500 Litern pro Sekunde. Der Normalzufluss bei Trockenwetter beträgt
rund 250 l/sec.
3. Hauptpumpwerk
Das Hauptpumpwerk ist mit sechs Pumpen ausgerüstet. Vier Trockenwetterpumpen unterschiedlicher Förderleistung decken den Normalbetrieb ab.
Die beiden grossen Regenwetterpumpen mit 1’200 Litern je Sekunde Maximalkapazität werden unterstützend bei Starkregen zugeschaltet.
4. Rechenanlage
Die automatisierte Rechenanlage entnimmt Grobstoffe wie WC-Papier, Plastikteile, Zigarettenstummel und feste
Küchenabfälle. Das Rechengut wird so stark wie möglich ausgepresst und in die Kehrichtverbrennungsanlage
abgeführt.
5. Sandfang/Oel- und Fettabscheider
Im Sandfang wird das Abwasser von unten belüftet. Die so entstehenden Turbulenzen halten organische Partikel in
Schwebe. Sand und schwere Feststoffe setzen sich ab und werden abgepumpt. Der Sand wird gewaschen und gelangt in
eine Deponie. In den seitlichen Abscheidebecken werden Öle und Fette abgetrennt.
6. Vorklärbecken
Das Wasser fliesst mit stark reduzierter Fliessgeschwindigkeit durch die Vorklärbecken. Dank der starken Beruhigung der Fliessgeschwindigkeit setzen sich die Feststoffe am Boden ab. Je ein Räumer in jedem Becken schiebt das Material gegen die Fliessrichtung in die Frischschlammtrichter. Der Schlamm wird von dort in die Voreindicker und danach in die Faulanlage gepumpt.
7. Belebtschlammbiologie
In der biologischen Reinigungsstufe wird der grösste Teil der Nährstoffe durch eine unzählbare Menge von
Mikroorganismen aufgenommen und dem Abwasser entzogen. Auch der Stickstoff wird abgebaut. Schwimmende
Mikroorganismen bauen die organischen Schmutzstoffe ab. Sie siedeln sich in Kolonien auf fein verteilten Schweb-
und Feststoffen an und bilden als Flocken den belebten Schlamm. Der von den Mikroorganismen benötigte gelöste
Sauerstoff wird an der Beckensohle mit einer Folienbelüftung eingetragen.
8. Nachklärbecken
Nach vier bis sechs Stunden Aufenthalt in der Biologiestufe fliesst das biologisch gereinigte Abwasser zusammen mit dem Belebtschlamm in die Nachklärbecken. Hier setzt sich der Belebtschlamm auf die Beckensohle ab. Räumer entfernen den absetzbaren Schlamm kontinuierlich, damit er zu erneuter Reinigungsarbeit in die Belebtschlammbiologie zurückgepumpt werden kann. Der beim Abbau der Abwasserinhaltsstoffe anfallende Ueberschussschlamm gelangt zurück in die Vorklärbecken.
9. Festbettbiologie
Die Festbettbiologie erfüllt die identische biologische Reinigung wie die Belebtschlammstufe, nur wesentlich effizienter. Milliarden Styroporkügelchen bieten den Mikroorganismen an deren Oberfläche die Möglichkeit zur Ansiedelung. Dieser Mikrofilm enthält eine sehr hohe Mikroorganismendichte, wodurch eine sehr wirkungsvolle Reinigung erzielt wird.
10. Flockungsfiltrationsanlage
Die Flockungsfiltrationsanlage hält feine Schwebestoffe, einen Grossteil der Keime sowie Phosphatverbindungen zurück. Die 48 Filtermodule sind mit Quarzand gefüllt. Im Sandbett werden die ungelösten Stoffe zurückgehalten. Zur Fällung der Phosphatverbindungen wird ein chemisches Fällmittel zudosiert. Das Ausfällen von Phosphatverbindungen wird deshalb auch als chemische Stufe bezeichnet.
11. Mikroverunreinigungsstufe
Mikroverunreinigungen und Spurenstoffe werden in zwei Verfahrensschritten entnommen. In der Ozonungsstufe werden die Mikropartikel dank der Zudosierung von gasförmigem Ozon chemisch aufgespalten und inaktiviert, aber noch nicht aus dem Abwasser entfernt. Die Entnahme erfolgt in der nachgeschalteten Filtrationsstufe, in welcher die Neben- und Transformationsprodukte in einem mit granulierter Aktivkohle gefüllten Filter zurückgehalten werden.
12. Einleitstelle in den Alten Rhein
Vor der Ableitung in den Alten Rhein wird die im Abwasser enthaltene Wärmeenergie entnommen und genutzt. Das nach dem Stand der Technik bestmöglich gereinigte Abwasser wird anschliessend in den natürlichen Kreislauf übergeben. Die Qualität des Trinkwassers, der Badezonen und der angrenzenden Naturschutzgebiete ist sichergestellt.
13. Speiserestenannahme
Rückschübe aus Verkaufsläden, Speiseresten aus der Gastronomie und Fehlchargen aus der Lebensmittelindustrie werden als sogenannte Co-Substrate im Faulprozess mit vergärt. Die Infrastruktur besteht aus Annahmebunker, Hammermühle und Vorlagebehälter.
14. Faulanlage
Die aus den Vorklärbecken entnommenen Schlämme gelangen zur Strainpressanlage, einer Art Siebtrommel. Hier werden Haare, Borsten, Kunststoffteile und dergleichen entnommen. Anschliessend wird der Schlamm entwässert, mit den Co-Substraten durchmischt, auf 37 Grad C erhitzt und in den Faultürmen während zirka 20 Tagen ausgefault. Beim Faulprozess erfolgt ein anaerober, mikrobieller Abbau der Schlamminhaltsstoffe. Der Feststoffanteil reduziert sich und als Stoffwechselprodukt entsteht Methangas, welches zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wird.
15. Annahmestation Fremdschlämme
Flüssiger Schlamm aus den Partner-Kläranlagen wird in Tankfahrzeugen angeliefert und in die Stapel- und Mischbehälter gepumpt. Entwässert die Partneranlage den Schlamm bei sich, so erfolgt die Anlieferung in Mulden und die entwässerten Schlämme wird in einen Schlammbunker gekippt.
16. Stapel- und Mischbehälter
Vor der Entwässerung und Trocknung werden sämtliche Flüssigschlämme in den Stapel- und Mischanlagenweiter ausgefault, gestapelt und durchmischt, damit eine homogene Schlammkonsistenz entsteht.
17. Schlammentwässerung
Unterstützt durch chemische Flockungshilfsmittel werden die Flüssigschlämme mittels Zentrifugalkraft in einer Zentripresse weitmöglichst vorentwässert. Eine maximale mechanische Entwässerung wird angestrebt.
18. Wärmepumpen
Die Wärmepumpen entnehmen Abwärme aus dem gereinigten Abwasser. Die entzogene Wärme dient vor allem der Schlammtrocknung und der Schlammfaulung.
19. Schlammtrocknung
Die entwässerten Schlämme werden dem Niedertemperaturbandtrockner zugeführt. Der Schlamm wird gleichmässig auf die Bänder verteilt und von warmer Luft durchströmt. Die dafür notwendige Heizenergie wird dem gereinigten Abwasser entzogen oder stammt aus Abwärme der Blockheizkraftwerke.
20. Abluftwaschanlage
Die geruchsbelastete Prozessluft der Trocknung wird in einem Abluftwäscher zweistufig behandelt. Die erste Stufe senkt die Ammoniakkonzentration und in der zweiten Stufe wird die Geruchsfarbe neutralisiert.
21. Trockenklärschlammsilos
In den Trockenklärschlammsilos wird das Klärschlammgranulat gespeichert, bevor es in Schüttgut-LKWs zur Holcim nach Untervaz gebracht wird. Dort dient der Trockenklärschlamm als Alternativbrennstoff zur Cementproduktion und ersetzt Braunkohle und Schweröl als Energieträger.
22. Gasspeicher
Zwei Gasometer mit je 600 m3 Fassungsvermögen speichern das in der Faulanlage produzierte Biogas. Rund 3.3 Millionen m3 pro Jahr fallen davon an.
23. Blockheizkraftwerk
Im Blockheizkraftwerk (BHKW) wiIn den beiden Blockheizkraftwerken (BHKW) wird aus dem Biogas jährlich rund 6.9 GWh erneuerbare elektrische Energie produziert. Die Abwärme der Motoren dient der Beheizung der Schlammtrockung, der Faulanlage und der Gebäude.