Trübes Wasser, klarer Gewinn
ALTENRHEIN. 54 047 Frauen, Männer und Kinder sowie viele Betriebe in 13 Gemeinden profitieren von der Arbeit des Abwasserverbandes Altenrhein. In dessen Anlage wurden im vergangenen Jahr über neun Millionen Kubikmeter Wasser oder über neun Milliarden Liter gereinigt. Das sind etwa anderthalb Millionen Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Christoph Egli, Geschäftsführer, führt das auf die deutlich höhere Niederschlagsmenge aus den Mischsystemgebieten zurück. Mehr Abwasser gab es aus den privaten Haushalten zu reinigen, weniger aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Letzteres sei unter anderem auf die Produktionsschliessung der Kopp AG in Rorschacherberg zurückzuführen.
Und dann waren’s zwei mehr
In naher Zukunft wird durch die Abwasserreinigungsanlage Altenrhein noch mehr Wasser fliessen. Denn im vergangenen Jahr haben sich die Gemeinden Rehetobel mit etwa 2500 Einwohnern und Speicher mit etwa 3400 Einwohnern entschieden, dem Verband beizutreten. «Der Anschluss an unsere Grosskläranlage ist bezüglich der Reinigungsleistung und aus wirtschaftlicher Sicht vorteilhaft», schreibt Christoph Egli. Jetzt würden die Projekte für den Anschluss der Gemeinden ausgearbeitet. Egli sagt, dass der Anschluss von Rehetobel im Jahr 2015 erfolgen könne. In einer zweiten Phase ist dann die Reihe an Speicher, und zwar ungefähr zwei Jahre später.
«So gut wie nie zuvor»
Zufrieden sind Verwaltungsratspräsident Robert Raths und Geschäftsführer Christoph Egli mit der Reinigungsleistung, die «noch nie so gut war wie in diesem Jahr. Die Einleitbedingungen wurden erstmals lückenlos erfüllt.» Besonders bemerkenswert sei diese Tatsache, weil dies mit geringerem Energie- und Fällmitteleinsatz erreicht worden sei.
Erfreulich auch, dass der Energiebedarf weiter vermindert werden konnte, und zwar um über 20 Prozent innerhalb zweier Jahre. In absoluten Zahlen ausgedrückt: von 11,2 auf 8,9 Gigawattstunden. Und positiv auch, dass es nicht mehr stinkt bei der Anlage. «Es sind im vergangenen Jahr keine entsprechenden Reklamationen mehr eingegangen», stellt Egli zufrieden fest. Dass es da oder dort trotzdem einmal zu Geruchsimmissionen im Kanalnetz komme, sei in der Branche in der ganzen Schweiz unumgänglich. Entsprechenden Hinweisen gingen sie selbstverständlich nach. Während des ganzen vergangenen Jahres hätten sie über alle Geschäftsprozesse lediglich sieben Vorfälle mit wenig gravierenden Auswirkungen registriert.
Mehr Gas und Strom
In seinem Rückblick erwähnt Christoph Egli auch die Annahmestation für Speiseabfälle. Entgegengenommen werden von Haushalten, aus Gewerbe und Industrie biogene Abfälle, Gastroabfälle, überlagerte Lebensmittel, Retouren aus dem Detailhandel und Fehlproduktionen. Im ersten vollen Betriebsjahr seien 3732 Tonnen Material angeliefert worden. Eglis Bilanz: «Die Klärgasmenge konnte dank dieser mit vergärten Stoffe um 36 Prozent auf 2,4 Millionen Kubikmeter gesteigert werden, und die in den eigenen Blockheizwerken produzierte Strommenge stieg gar um 45 Prozent auf knapp dreieinhalb Kilowattstunden an.»
All die Anstrengungen um die Energieeffizienz machen sich nicht nur in Zahlen innerhalb der Anlage bemerkbar. Sie werden auch von aussen her honoriert. So wurde der Abwasserverband in diesem Jahr mit der «Médaille d’eau» ausgezeichnet (Ausgabe vom 5. März 2013).
Weniger investiert
Auch finanziell hat sich der Abwasserverband Altenrhein nicht zu beklagen. Die Rechnung 2012 schliesst mit einem historisch tiefen Verschuldungsfaktor und mit einem Ertragsüberschuss von 110 917 Franken ab, dies nach Abschreibungen und Einlagen in verschiedene Vorfinanzierungen in der Höhe von gut vier Millionen Franken.
Investiert wurde im Berichtsjahr mit 2,5 Millionen Franken «weit weniger als in den Vorjahren», sagt Christoph Egli. Budgetiert waren 4,87 Millionen Franken. Egli begründet: «Einige Projekte waren noch nicht ausführungsreif oder haben sich verzögert.» Für das laufende Jahr werden Investitionen von 5,5 Millionen Franken budgetiert.
Die Jahresrechnung 2012 wurde an der Delegiertenversammlung Ende Februar genehmigt.