‚System Teetasse‘ für das Abwasser
Das Problem: Das alte Regenüberlaufbecken bei der Badi Heiden ist mit seinen 30 m3 zu klein; nötig wären 100 m3. Die Lösung: der Bau eines neuen, grösseren Beckens. Was banal tönt, stellte sich bei der Ausführung des Projekts als schwieriger heraus, denn am Standort bei der Badi, zwischen Kohlplatz und Rosentalstrasse, hat es zu wenig Platz für ein grösseres Regenüberlaufbecken in konventioneller Bauweise.Das erklärt Ernst Hohl, Leiter Planung Kanalnetz beim Abwasserverband Altenrhein (AVA), bei einer Begehung.
Neuheit in der Schweiz
Wie Hohl weiter ausführt, entschied sich der AVA in der Folge für den Bau eines sogenannten Wirbelabscheiders – ein Novum. «Die neue Anlage in Heiden ist die erste überhaupt in der Schweiz», so Ernst Hohl. Diese moderne Art eines Regenüberlaufbeckens sei platzsparender als die herkömmliche Bauweise, funktioniere aber nur, wenn die Zuleitung über genügend Gefälle verfüge, was in Heiden der Fall sei. Ernst Hohl weiter: «Der Abwasserverband Altenrhein hat in seinem Einzugsgebiet 20 Regenüberlaufbecken. Dasjenige in Heiden ist das einzige, das als Wirbelabscheider gebaut werden kann.» Bei der Begehung ist weiter zu erfahren, der Wirbelabscheider habe «keine Funktion für den Hochwasserschutz», er diene lediglich als Überlaufbecken bei starken Regenfällen.
Das Bauwerk wurde vom Abwasserverband Altenrhein in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Hersche Ingenieure AG, Oberegg, und der Firma Umwelt- und Fluid-Technik Dr. H. Brombach GmbH (UFT) aus dem deutschen Bad Mergentheim geplant und von der UFT erstellt; Vertreter der genannten Firmen sowie der Gemeinde Heiden waren an der Begehung anwesend.
Ein Wirbel entsteht
Da bei der Begehung die Anlage noch offen und damit sichtbar war, liess sich das Prinzip eines Wirbelabscheiders gut erkennen. Das einströmende Abwasser – im Dorfkern Heidens fliessen Abwasser und Regenwasser im selben Kanal zur ARA – wird so in das kreisrunde Bauwerk eingeleitet, dass eine Wirbelströmung entsteht. Dabei werden die Schmutzstoffe, die sich im Becken absetzen, automatisch zur Mitte der Anlage gefördert, wo sie kontinuierlich mit einem kleinen Abfluss zur ARA Altenrhein abgeleitet werden. Dieser Abfluss wird durch ein Ventil gesteuert und auf 45 Liter pro Sekunde limitiert. «Dieses System entlastet auch die ARA, da grosse Wassermengen besser bewältigt werden können», erklärte Ernst Hohl.
Bei starken Regenfällen läuft der Wirbelabscheider über; das überschüssige Wasser fliesst dabei via Werdbach in den Gstaldenbach. Die Experten betonten bei der Begehung jedoch, das überlaufende Wasser sei durch das Absetzen des Schmutzes vorgereinigt und belaste die Gewässer weniger. Die Experten haben errechnet, dass «das neue Regenüberlaufbecken rund 30 bis 50 Mal pro Jahr anspringen wird», und zwar bereits bei mässigem Regen. Mittels Radar werde der Pegelstand in der Anlage überwacht und der ARA Altenrhein übermittelt. Bei trockener Witterung respektive geringem Regen setzt sich der Wirbelabscheider nicht in Betrieb. Das zugeleitete Schmutz- und Regenwasser fliesst dann direkt weiter in die ARA.
Bau in Rekordzeit
Projektstart zum neuen Regenüberlaufbecken Heiden war im November letzten Jahres. Die GV des Abwasserverbandes genehmigte im Februar den Baukredit von 350 000 Franken. Baubeginn des neuen Wirbelabscheiders beim Schwimmbad war im Mai; die eigentlichen Bauarbeiten werden dieser Tage abgeschlossen sein. «Das bedeutet, dass wir diese Anlage in Rekordzeit bauen konnten», freut sich Ernst Hohl. Bis Ende September müssten noch die Instandstellungsarbeiten ausgeführt sowie die Zuleitung über den Kohlplatz erstellt werden. Nächstes Jahr schliesslich wird die Gemeinde Heiden den neuen Zulaufkanal erstellen.