Riesenloch für sauberes Abwasser
Fallschacht und Tunnel zum Auffangen von überlaufendem Wasser aus dem Kanalnetz sind ausgesprengt. Schacht und Tunnel sind im Rohbau erstellt. Bald leiten sie Schmutzwasser aus dem Osten von Rorschach und Rorschacherberg, wo solches bisher bei Regen in den See fliesst, zur Abwasserreinigung.
Fritz Bichsel
Von der Baustelle zwischen Starrag und «Schlachthof» an der Verzweigung Seebleiche-/Klosterguetstrasse ist ein Loch von etlichen Metern Durchmesser zu sehen. Wer durch diesen oben ausgehobenen und dann auf 18 Meter Tiefe gesprengten Schacht in die Tiefe steigt – oder am Kran schwebt – bekommt auch den unterirdisch gebauten Teil zu Gesicht: einen 25 Meter langen und mehrere Meter hohen Tunnel.
Durch Sandstein zum Stollen
Dort trafen sich gestern Vertreter des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) als Auftraggeber, der beteiligten Ingenieurbüros und Bauunternehmen sowie der Standortgemeinde Rorschacherberg. Es gab den nach Terminplan erfolgten Ausbruch von Schacht und Tunnel zu feiern. Auch wenn am Ende nicht Fahnen warteten, sondern Abwassergeruch. Denn das war das Ziel: der grosse Stollen, der von Rorschach zur Reinigungsanlage in Altenrhein führt. In Zahlen hiess das nach Auskunft von AVA-Geschäftsführer Christoph Egli: bei Vortrieb von einem halben Meter pro Tag seit September 800 Kubikmeter Sandstein ausgesprengt mit Hilfe von 1,5 Tonnen Sprengstoff.
Das abgebaute Material wird verwendet beim Bau des neuen Bootshafens vor Staad und zur ökologischen Aufwertung des Areals der ARA Altenrhein.
Trink- und Badwasser schützen
Aus Auffangbecken und Überlaufstationen wird mit Abwasser vermischtes Regenwasser – gut 40 000 Kubikmeter jährlich – ab Mai oder Juni 2008 über Schacht und Tunnel in den Abwasserstollen geleitet. Zugute kommt das der Wasserqualität in der Rorschacher Seebucht mit Badeanlagen und Trinkwasserfassungen.
In den Stollen wird ein zusätzliches Stauwehr eingebaut. So können bei Regen jeweils bis 3000 Kubikmeter mehr Wasser zurückgehalten werden, bis die ARA freie Kapazität hat. Auch der Bau der Zuleitungen – möglicherweise mit weiteren Sprengungen – und der Wirbelanlage im Schacht steht noch an. Dank Wirbel fliesst das Wasser schneller in die Tiefe und wird der Druck stark verringert. (Das wäre Energie für Stromproduktion, doch Schmutzwasser eignet sich dafür laut Fachleuten nicht.) Total investiert der Abwasserverband 1,5 Mio. Franken.
Sprengungen statt Dauerlärm
Wieder freuen können sich auch die Bewohner der Umgebung. Sie mussten Erschütterungen, Lärm und Staub hinnehmen. Christoph Egli sagt allerdings: «Dauerlärm bei konventionellem Abbau wäre schlimmer gewesen als die Sprengungen.» Dankbar hält er fest, dass die Arbeiten und auch die Führung von Schülern und weiteren Fussgängern um die Baustelle unfallfrei verliefen.