Der Fluss unter den Füssen
Es pumpt in der Woche etwa zwei Millionen Liter Abwasser von der entstehenden Raiffeisenbank an der Hauptstrasse in Rorschach zum Stadthof. Dennoch wird das neue Pumpwerk gegenüber dem Rathaus beinahe unsichtbar sein. Dereinst wird nur ein Schachtdeckel auf den kleinen Raum, der drei Pumpen vier Meter unter dem Boden beherbergt, hindeuten. Trotz der Unscheinbarkeit, das alte Pumpwerk war im Weg. Hätte man es nicht gut zehn Meter weiter in Richtung Bodensee neu erbaut, stünde es mitten in der Tiefgarage der Bank.
Im Zickzack nach Altenrhein
Die Planung für das neue, 475 000 Franken teure Pumpwerk begann bereits im Jahr 2009, als das Bauprojekt Raiffeisen konkreter wurde. «Bei einem Bau an solch exponierter Lage gilt es, Synergien mit den anderen Bauprojekten zu nutzen», sagt Michael Bühler, Bauingenieur und Projektleiter. Bereits bei der Planung wurde die Baustelle mit einbezogen, damit keine unnötigen Behinderungen für den Bau und die Passanten entstehen. «So wurden bei der Strassensperrung im April nicht nur Leitungen für die Bank verlegt, auch unsere Leitungen sind gleich mit eingebaut worden.» Auch die Baugrube der Bank wird ausgenutzt, um den eigenen Aushub zu bewältigen.
Das «Pumpwerk Rathaus» gehört dem Abwasserverband Altenrhein (AVA), welcher über 80 Pumpwerke am Bodensee betreut. Doch nicht alle gehören dem Verband, manche sind im Besitz der Gemeinden. Der Grund, weshalb der AVA so viele Pumpwerke besitzt und betreibt: «Am See haben wir oftmals wenig bis gar kein Gefälle. Daher muss das Abwasser dann und wann wieder in die Höhe gepumpt werden», sagt Frank Lükewille, Leiter der Kanalnetz-Planung des AVA. So entstehe eine Art Zickzacklinie. Eine Pumpe befördert Abwasser in einen Fallschacht, wo das dreckige Wasser aus eigener Kraft zur nächsten Pumpe fliesst. Am Ende des Auf und Abs wird das Wasser in Altenrhein gereinigt.
Bank als Geruchsableiter
Baustart für das neue Pumpwerk war Anfang des Jahres mit der Vergabe der Aufträge. Es ist Eile geboten, denn die Baustelle der Bank soll nicht unnötig verzögert werden, und derzeit werden Betonpfeiler in den Boden getrieben, die den Bau des Bankgebäudes sichern sollen. «Die Betonpfeiler hätten unsere Rohre durchtrennt», sagt Bühler. Für die eigentlichen Bauarbeiten, vom Aushub zur Inbetriebnahme, blieb dem AVA deshalb nur zehn Wochen. Doch Bühler ist zufrieden: «Wir sind dem Bauplan vier Tage voraus», sagt er.
Nicht nur die Baustelle der Bank wird genutzt, das Bankgebäude selbst wird zum Helfer: «Allfällige Geruchsemissionen werden über ein Rohr durch die Tiefgarage über das Dach der Bank abgegeben – über den Köpfen der Rorschacher», sagt Bühler.
Dies bedeutet, dass der Bau unter den Füssen der Rorschacher – das Sammelbecken des Altwassers liegt fast sechs Meter unter dem Trottoir – erst dann ganz fertig sein wird, wenn die Bank steht. Dennoch, das Pumpwerk wird schon vorher in Betrieb genommen. «Sollte beim Testlauf vom kommenden Dienstag alles glattgehen, wird das Pumpwerk am Donnerstag ans Netz gehen.»