St.Galler Tagblatt, 16.04.2018, von Fritz Bichsel
Bald hängen 17 Gemeinden an der Abwasserreinigungsanlage in Altenrhein. Zurzeit wird sie auch qualitativ ausgebaut, zur fortschrittlichsten im Kanton. Die Wirkung soll auch eine Fischfarm zeigen.
Würden Sie gereinigtes Abwasser trinken? Ein Schluck wäre schon heute kein Risiko. Als ständige Quelle empfiehlt es sich aber noch nicht. Das zeigen Spuren in Gewässern, in die solches Wasser fliesst. Der Abwasserverband Altenrhein (AVA) baut deshalb eine vierte Reinigungsstufe für das Beseitigen von Mikroverunreinigungen. Als erster im Kanton St. Gallen erfüllt er damit neue Vorschriften des Bundes. Im jetzt von den Delegierten genehmigten Geschäftsbericht für 2017 informiert er: Der 46 mal 38 Meter grosse Neubau, der sieben Meter in die Höhe und vier Meter in die Erde reicht, entsteht im Zeitplan. Die ganze Anlage für 22 Millionen Franken dürfte wie geplant in gut einem Jahr betriebsbereit sein. Zur Überwachung plant der AVA auch Biomonitoring – mit einer Fischfarm in gereinigtem Abwasser seiner Anlage in Altenrhein. In diese gelangt bisher das Abwasser der Einwohner und Betriebe der 14 Gemeinden von Untereggen und Eggersriet im Westen bis St. Margrethen und Walzenhausen im Osten. Hinzu kommen dieses Jahr Speicher und ab 2021 Trogen und Wald. Millionenteure Arbeiten für deren Anschluss sind im Gang.
Gestartet war der Verband für zehn Gemeinden. In den vergangenen 50 Jahren erlebte er eine starke Entwicklung, wie bei der Erweiterung auf 17 Gemeinden auch bei Reinigungsstufen, Kanalnetz, Wiederverwertung und Ausbau zum Zentrum für die Trocknung von Klärschlamm aus der ganzen Ostschweiz. Im Geschäftsbericht für das Jubiläumsjahr erinnert er an Meilensteine dieses Wachstums. Aber auch Zahlen für ein Jahr sind eindrücklich: 2017 reinigte die ARA Altenrhein fast neun Millionen Kubikmeter Abwasser von gut 77000 Einwohnern oder auf Einwohnergleichwerte umgerechneten Betrieben. Die ARA bearbeitete unter anderm 1901 Tonnen ungelöste Stoffe, 928 Tonnen organischen Kohlestoff oder 267 Tonnen Gesamtstickstoff.
Aus Wasser und Schlamm werden Wertstoffe
Diese und eine ganze Reihe weiterer Stoffe lässt der AVA aus dem Wasser entfernen und auch wieder nutzbar machen. In den Reinigungsprozessen gewann die ARA im vergangenen Jahr 14300 Megawatt Energie in Form von Wärme und Strom für Eigenbedarf und zum Verkauf. Der Strom würde den Bedarf eines Dorfes mit 3000 Einwohnern decken. Namhaften Ertrag erwirtschaftet der AVA auch mit Eisensulfat und Co-Substrat. Aktuell ist er daran, für die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm die Technologie zu entwickeln und Anlagen zu planen. Ebenso arbeitet er daran, aus dem Faulwasser Stickstoff als Dünger zurückzugewinnen. Was nicht oder noch nicht einzeln verwertet werden kann, geht getrocknet als Brennstoff in die Zementindustrie.
2017 empfing die ARA Altenrhein viele Besucher: am Tag der offenen Tür zum Jubiläum des Verbandes rund 2000 Leute und für Besichtigungen 436 Personen in 22 Gruppen.