Abwasserverbände erhalten Auszeichnung

St.Galler Tagblatt, 3.10.2018, von Fritz Bichsel

Alle Abwasserverbände der Region erhalten die Energieauszeichnung Medaille d’eau. Sie sind unter den 23 Ausgezeichneten von 750 Anlagen in der Schweiz. Trotz hoher Investitionen arbeiten sie günstig.

Die Abwasserreinigungsanlage auch als Kraftwerk: Das ist bei uns verwirklicht, in der Anlage Morgental in Steinach für die Region Arbon und den westlichen Teil der Region Rorschach wie auch in der Anlage Altenrhein für den östlichen Teil der Region Rorschach und Appenzeller Gemeinden. Sie nutzen Energie im Abwasser überdurchschnittlich zur Produktion von Gas, Strom und Wärme. Zudem verbrauchen sie weniger Energie als viele andere ARA. Das bestätigt die Medaille d’eau vom Verein InfraWatt und vom Verband der Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA). Unsere Gegend gehört in diesem Bereich zu den Führenden im Land. Wie die Anlagen Morgental und Altenrhein erreichten auch die angrenzenden in Au und Altstätten für Rheintaler und Appenzeller Gemeinden die Medaille d’eau.

InfraWatt und VSA vergeben diese im Abstand von fünf Jahren. Zum dritten Mal in Serie zeichneten sie den Abwasserverband Altenrhein aus. Sein Geschäftsführer Christoph Egli freut sich auch über noch bessere Resultate: «Von guter Einhaltung der Standardwerte haben wir uns dank konsequenter Optimierung verbessert zu den Idealwerten.»

Effiziente Anlage senkt Energieverbrauch
ARA gehören zu den grössten Energieverbrauchern. Die ARA Altenrhein produziert inzwischen mehr Energie, als sie selber benötigt. 2017 kam sie auf 180 Prozent, 2018 erreicht sie bisher gut 200 Prozent. Dazu trägt bei, dass sie ihren Verbrauch mit effizienteren Anlagen senkte – um einen Drittel seit sechs Jahren. Die ARA Morgental erzielte 2017 sogar 246 Prozent ihres Eigenverbrauchs. Hier trägt bei, dass sie das für die letzte Reinigungsstufe von der Anlage Hofen für St. Gallen-Wittenbach nach Steinach hinunter geleitete Abwasser in einem Kraftwerk nutzt.

Für die Medaille d’eau zählen nicht allein sparsamer Verbrauch und hohe Produktion von Energie. Auch die Reinigungsleistung muss stimmen. Mit der Auszeichnung bescheinigen die Schweizer Fachleute auch hohe Qualität der Wasserreinigung. Die ARA Morgental und Altenrhein sind auch unter den ersten, welche die gesetzliche Pflicht zur Elimination von Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser erfüllen, mit Millioneninvestitionen.

Hohe Qualität ist hier nicht teuer
Welchen Preis hat ihr vorbildliches Wirken? Es gilt auch hier, dass Gutes nicht teuer sein muss. Vergleiche des VSA zeigen: Diese beiden Abwasserverbände arbeiten bei der Reinigung im günstigen Bereich und betreiben die ganzen Anlagen effizient und haushälterisch. Bei der Energie könnten sie mit dem durch Atomstrom geprägten Marktpreis nicht mithalten. Dank Beiträgen für Alternativenergie von Bund und Kantonen sind die Investitionen aber kostendeckend möglich.

Dasselbe gilt für weitere ökologische Leistungen. In der ARA Altenrhein wurde zum Beispiel dank neuer Anlagen für Schlamm der Ausstoss von klimaschädigendem Methan gesenkt. Auch das wird abgegolten. Kostendeckenden Betrieb dank Beiträgen erwartet Geschäftsführer Egli auch bei der Rückgewinnung von Rohstoffen. Nach Energie und zusätzlicher Reinigung wird das nun der Schwerpunkt der Investitionen. Für die Rückgewinnung von Stickstoff als Dünger, womit gleichzeitig weniger schädliche Gase in die Atmosphäre gelangen, kommt das Projekt nach Plan voran.

Etwas länger als angestrebt dauert es bis zur Rückgewinnung von Phosphor. Hier will der Verband Altenrhein ein neues Verfahren in einer Anlage in Italien testen. Das bringt ein langes Prozedere für die Einfuhr von Abwasser mit sich.

100 Millionen für sauberes Abwasser

St.Galler Tagblatt, 28.09.2018
von Fritz Bichsel

Der Abwasserverband Altenrhein umfasst mittlerweile 17 Gemeinden. Sein Geldbedarf wird nach Grossprojekten wieder sinken. Für diese gibt er einen grossen Bazen aus.

Den Verband AVA bilden die 15 Gemeinden von St. Margrethen bis Goldach und Eggersriet sowie von Walzenhausen bis Speicher. Ihre Delegierten genehmigten das Budget 2019 mit Investitionen für 24,6 Mio. Franken (nach 10,5 Mio. 2017 und 17,3 Mio. 2018).

Sie enthalten zwei Grossprojekte. Im Bau ist die Reinigungsstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen für gut 21 Mio. Geschäftsführer Christoph Egli informierte, dass sie nach Plan entsteht. So kann der AVA als einer der Pioniere diese Stufe bis Herbst 2019 fertigstellen. Damit wird ab 2020 die EMV-Abgabe von jährlich neun Franken je Einwohner an den Bund wegfallen.

Bis zur Vergabe der Aufträge vorbereitet ist die Sanierung der 40-jährigen Bauten und die Erneuerung von Einrichtungen für das Stapeln und Mischen von Klärschlamm. Die Delegierten bewilligten dafür 7,6 Mio. Franken. Diese Kosten decken Erträge aus der Schlammbehandlung für die ganze Ostschweiz in der ARA Altenrhein.

Bis 2032 fast 120 Millionen Franken investieren
Die hohen Investitionen bewirken höhere Abschreibungen. Trotzdem und ohne Erhöhung des Preises, den er den Gemeinden je Einwohner oder Einwohnergleichwert in Betrieben verrechnet, budgetiert der Verband auch für 2019 Gewinn zur Einlage in die Reserve: noch knapp eine Million Franken (in den Vorjahren je 1,9 Mio.). Gemäss dem aktualisierten Plan will der Verband in 15 Jahren (seit Ende 2017 und bis 2032) fast 120 Mio. Franken investieren. Nachdem er alle Schulden getilgt hatte, muss er dafür wieder Fremdgeld beanspruchen – gemäss heutiger Berechnung vorübergehend bis gegen 90 Mio. Franken. Trotzdem werden die Ableitung und die Reinigung des Abwassers für die Lieferanten nicht teurer. Nach Auskunft von Geschäftsführer Egli soll der Preis von jährlich 116 Franken je Einwohner und Einwohnergleichwert «in dieser Zeit mindestens nicht steigen».

Nebst noch besserer Wasserreinigung war in den vergangenen Jahren die Rückgewinnung von Energie aus Abwasser und sparsamer Energieverbrauch im Betrieb der Schwerpunkt. Damit erzielt der AVA Erfolge, wie die Medaille d’eau zeigt. Diese verliehen ihm der Verein Infrawatt und Schweizer Abwasserfachleute jetzt zum dritten Mal in Serie. Nun verlagert sich der Schwerpunkt bei Investitionen zur Rückgewinnung von Rohstoffen wie Phosphor oder Stickstoff.

Zwei Gemeinden neu dabei, zwei weitere folgen
Der Anschluss von Rehetobel und Speicher an die Abwasserreinigungsanlage in Altenrhein ist fertig. Seit knapp zwei Wochen fliesst auch das Wasser aus Speicher dorthin. Die Delegierten genehmigten den letzten Kredit für Investitionen des Verbandes, die von diesen Gemeinden und ihren Subventionsgebern bezahlt werden. Nun betreibt, unterhält und finanziert der Verband die Anlagen. Weiter kommen Trogen und Wald hinzu. Sie geben dafür ihre eigene Kläranlage auf. Ihre Stimmbürger haben den Beitritt zum Verband AVA und die Delegierten der Verbandsgemeinden der Aufnahme zugestimmt. Die Verbindung wird bis Herbst 2020 gebaut. Damit wird das ganze Goldachtal an die ARA Altenrhein angeschlossen sein.

Der Anschluss von Speicher ist erfolgt

Appenzeller Zeitung, Astrid Zysset, 19.9.2018

Die Kläranlage in Speicher wird still gelegt. Das Abwasser fliesst nun in die ARA Altenrhein. Sechs Jahre dauerten die Vorbereitungen. Das Projekt wird teurer als erwartet.

Heute wird die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Speicher still gelegt und der Anschluss an die ARA in Altenrhein erfolgt. Einen entsprechenden Kredit über 2,6 Millionen Franken für die Investitionen hiess die Stimmbürgerschaft 2012 gut. Rehetobel hat die Vorreiterrolle übernommen und ihr Klärwerk bereits 2017 ausser Betrieb genommen, voraussichtlich wird 2020 noch Trogen/Wald folgen. Dann werden alle drei ihr Abwasser zur ARA Altenrhein ableiten, welche aufgrund der Dimensionierung und vorhandenen Kapazitätsreserven die zusätzlichen Abwassermengen ohne bauliche Anpassungen bewältigen kann. Doch für den Anschluss der drei ARA aus dem Appenzellerland mussten in den vergangenen sechs Jahren viele bauliche Massnahmen getroffen werden: Insgesamt 5,3 Kilometer zusätzliche Leitungen wurden verlegt. Diese docken im Gebiet Oberebni in Eggersriet an das bestehende Leitungsnetz des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) an. Zusätzlich wurden die Kläranlagen in Rehetobel und Speicher umgebaut.

Kläranlage nur noch als Zwischenspeicherung
In Speicher sind die Veränderungen augenscheinlich: Die Becken, in welchen zuvor das Wasser gereinigt wurde, wurden umgebaut und dienen nun zur Zwischenspeicherung. Alle ein bis sechs Stunden (je nach Niederschlagsmenge) fliesst das Abwasser chargenweise in die Leitungen bis nach Altenrhein. Was in Speicher zudem zu finden ist, ist ein Mazerator, der grosse Überbleibsel im Abwasser verkleinert und so sicherstellt, dass die Leitungen nicht verstopfen. «Es ist alles technisch sehr anspruchsvoll», resümiert Frank Lükewille, Leiter Siedlungsentwässerung beim AVA. Den reibungslosen Ablauf stellt ein 24-stündiger Pikettdienst sicher. Dieser befindet sich jedoch in Altenrhein. In Speicher wird die Stelle des Klärmeisters hinfällig. Und was mit den Gebäuden, die nicht mehr benötigt werden, geschehen soll, darüber ist sich die Gemeinde im Unklaren. «Vielleicht entsteht dort eine Kombination zwischen einer Entsorgungs- und einer Sammelstelle», mutmasst Gemeinderat Fredy Zünd.

Ohne Pumpwerke bis nach Altenrhein
Insgesamt investieren die Gemeinden 9,6 Millionen Franken an den Anschluss an die ARA Altenrhein. Neben den Leitungen und dem Umbau der Kläranlagen floss das Geld auch in den Bau von sogenannten Dükern, damit auf Pumpwerke verzichtet werden konnte. Weiter mussten punktuell die Durchmesser der bestehenden Rohrleitungen angepasst respektive Kalibervergrösserungen vorgenommen werden. Dies vor allem in Untereggen. «Die zusätzlichen Wassermassen hätten die bestehenden Leitungen ansonsten nicht aufnehmen können», so Lükewille weiter. Aus Rehetobel werden nämlich durchschnittlich 35 Liter pro Sekunde Abwasser erwartet, aus Speicher 40 und aus Wald/Trogen gar deren 50 Liter pro Sekunde. Ein Wermutstropfen findet sich im Projekt dennoch: So liegen die Investitionskosten aufgrund von technischen Schwierigkeiten und Projektanpassungen massiv höher, als ursprünglich gedacht. «Wir sind definitiv über den 2,6 Millionen, aber die genauen Zahlen erwarten wir erst gegen Ende Jahr», so Zünd. Dennoch sei der Anschluss an den AVA auf lange Sicht immer noch die günstigere Alternative für Speicher gewesen, als die 1973 erbaute Kläranlage zu sanieren. Nicht der einzige Vorteil, wie AVA-Geschäftsführer Christoph Egli findet: Auch in Sachen Energieverbrauch und bezüglich der zusätzlichen Reinigungsstufe für hormonaktive Stoffe – in der ARA Altenrhein wird diese im Mai in Betrieb genommen – habe sich der Schritt gelohnt. Zudem werde die Goldach, in welcher zuvor das gereinigte Abwasser abgeleitet wurde, entlastet.

Altenrhein bald ’sauberste‘ ARA

2018

2018:
Erstableitung von Abwasser aus der ARA Speicher im Herbst 2018