AVA geht Partikeln an den Kragen
St.Galler Tagblatt, 13.05.2015 – von Corina Tobler
Der Abwasserverband Altenrhein (AVA) steht davor, mehrere Grossprojekte zu realisieren. Neben dem Ausbau des Kanalnetzes ist die Eliminierung von Mikroverunreinigungen in der Kläranlage ein zentrales Thema. Diese soll 2017 starten.
Sie sind winzig klein und gelangen nur in sehr tiefen Konzentrationen von Nano- bis Mikrogramm in die Gewässer. Trotzdem können die Mikroverunreinigungen – organische Spurenstoffe und Schwermetalle – das Leben in den Gewässern schädigen und die Trinkwasserqualität beeinträchtigen. Quellen dafür sind alltägliche Produkte. Arzneimittel, Körperpflegeprodukte, Putzmittel, aber auch Pflanzen- oder Materialschutzmittel enthalten die Stoffe, von denen in der Schweiz laut einer Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu) über 30 000 im täglichen Gebrauch sind.
Ozon gegen Verunreinigungen
Die Kläranlagen entfernen heute vor allem Nährstoffe wie Stickstoff, Kohlenstoff und Phosphor aus dem Abwasser. Mikroverunreinigungen gelangen aber nicht nur aus diffusen Quellen, etwa in der Landwirtschaft, in die Gewässer, sondern auch über Kläranlagen. Sie sind als Sammler von Abwasser eine wichtige Quelle. Dagegen geht die ARA Altenrhein nun vor. Das Parlament stimmte im März 2014 dem Vorschlag des Bundesrats zu, Geld für den Ausbau von rund 100 der 700 Schweizer ARA zu sprechen, um Mikroverunreinigungen gezielt zu eliminieren.
Der Verwaltungsrat des AVA entschied im Juni 2014, dass in Altenrhein vor allem Ozon den schädlichen Partikeln den Garaus machen soll. Das Gas muss vor Ort in einem Ozongenerator erzeugt werden und wird ins gereinigte Abwasser eingetragen. Es reagiert chemisch mit den Mikroverunreinigungen, wandelt sie also um. Die Umwandlungsprodukte, die wie die Mikroverunreinigungen biologisch aktiv sein können, werden zum Beispiel an Aktivkohle gebunden. Die ARA Altenrhein will das Projekt laut Geschäftsführer Christoph Egli zügig umsetzen. «Das Vorprojekt mit zwei Varianten liegt vor; das Bauprojekt wird erarbeitet.» Für die Inbetriebnahme ins Auge gefasst wurde der Spätsommer 2017. Die Finanzierungsrichtlinie des Bundes wird per Anfang 2016 erwartet. «Voraussichtlich übernimmt der Bund 75 Prozent der anrechenbaren Investitionskosten. Die Amortisierung der restlichen 25 Prozent und die Betriebskosten gehen zulasten der ARA», sagt Egli zur Finanzierung. Die Kosten von schweizweit 1,2 Milliarden Franken werden mit einer bis 2040 befristeten Abwasserabgabe aufgefangen, die bei neun Franken pro Person und Jahr liegt. Sie wird erstmals 2016 erhoben. Gesetzliche Auflage ist eine 80-prozentige Entfernung der Mikroverunreinigungen. Dies dürfte laut Bafu-Studie einen zusätzlichem Energieverbrauch der Kläranlage von 10 bis 30 Prozent zur Folge haben.
Gewässerschutz verbessern
Bereits in Bau sind die zwei Grossprojekte im Kanalnetz des AVA. Die Gemeinden Rehetobel (bis Frühling 2016) und Speicher (2017) werden ans Netz angeschlossen. Das Grossprojekt mit Bruttokosten von 9,6 Millionen Franken ist seit März in Bau, die Leitungen zwischen Rehetobel und der Anschlussstelle in Eggersriet werden derzeit verlegt (Ausgabe vom 24. April).
Auch das Projekt Notentlastung Steinlibach wird realisiert. Das Pumpwerk wird mit drei Notentlastungspumpen ausgerüstet. Mit dieser Massnahme können 6000 Kubikmeter zusätzliches Rückhaltevolumen im Zulaufkanal aktiviert werden. Dies kommt vor allem bei starken Regenfällen zum Tragen. Die Menge an Mischwasser, die zur Entlastung direkt in Gewässer abgeleitet wird, kann reduziert werden. «Resultat dieser Massnahme ist die Verbesserung des Gewässerschutzes und der Entwässerungssicherheit», fasst Christoph Egli zusammen. Die Bauarbeiten sollen im Sommer beendet sein.