Drei Tonnen in einem Schub
Bei starkem Regen kann sich ein Regenüberlaufbecken mit einem Fassungsvermögen von rund 500 Kubikmetern in drei bis vier Minuten bis an den Rand füllen. Da das Kanalnetz und die Abwasserreinigungsanlage (ARA) nicht die gesamte Wassermenge aufnehmen können, kommt es zu sogenannten «Entlastungen». Das Gemisch aus Regenwasser und Abwasser überlauft und fliesst direkt in den Bodensee.
Vor einem Jahr nahm der Abwasserverband Altenrhein (AVA) deshalb ein Stauwehr im Abwasserstollen in Betrieb, das einen grossen Teil des Wassers zurückhalten kann, bis die Abwasserreinigung freie Kapazität hat.
«Aktiver Gewässerschutz»
Im Bestreben, die Wasserqualität in der Seebucht noch mehr zu verbessern, werden nun auch noch die Regenüberlaufbecken in der Region – von Untereggen bis St. Margrethen gibt es deren 20 – auf den neusten technischen Stand gebracht. Im Moment sind die Sanierungsarbeiten beim Regenüberlaufbecken «Waldau» in Rorschacherberg in vollem Gange. Das Becken wurde Ende der 60er-Jahre erbaut und seither nicht mehr saniert. «Die technischen Einrichtungen sind nicht mehr genügend», sagt Projektleiter Ernst Hohl vom AVA. «Mit den Sanierungen wollen wir dem Bodensee etwas Gutes tun und aktiven Gewässerschutz betreiben.»
Spülkippen auf dem Dach
Die Funktionsweise der Regenbecken bleibt sich auch nach der Sanierung gleich: Das Mischwasser fliesst unter dem Becken durch. Sobald mehr als 400 Liter pro Sekunde hindurchströmen, reguliert ein Schieber den Abfluss auf die vorgegebene Wassermenge. Das Wasser sammelt sich im Becken an. Wenn es stillsteht, trennt sich das Dreckwasser vom normalen Regenwasser, indem die schweren Teile zu Boden sinken. So überläuft nur das Regenwasser und der Dreck kann in die Kläranlage abgeleitet werden. Neu ist nun, dass der Überlauf mit einer sogenannten «Tauchwand» kombiniert ist. So können grössere Gegenstände, die im Wasser schwimmen, besser herausgefiltert werden. Der Schieber, der den Wasserzufluss reguliert, kann neu von der Abwasserreinigungsanlage ferngesteuert werden.
Die wichtigste Neuerung hängt aber mit der Situation zusammen, wenn das Wasser abfliesst und der Dreck auf dem Boden des Beckens trocknet. Wenn es sich nach einem starken Regenguss dann schnell füllt, werden die Verunreinigungen aufgewirbelt und fliessen bei der «Entlastung» auf direktem Weg in die Hörnlibuck-Bucht. Um den Badeort besser zu schützen, mussten die Becken bisher regelmässig mit Schläuchen abgespritzt werden. Im Zuge der Sanierung fand der AVA nun eine bessere Lösung: Er liess Spülkippen installieren. Sie sind auf dem Dach des Betriebsgebäudes angebracht und vermögen mindestens das Doppelte ihres Eigengewichts an Wasser zu fassen.
Boden mit Gefälle
Wenn sich nun Dreck am Beckenboden ansammelt, lässt der AVA die zwei Spülkippen mit Trinkwasser füllen. Sobald sie voll sind, verschiebt sich der Schwerpunkt und sie entleeren sich automatisch in das unterirdische Wasserbecken: Mit einer Schubkraft von je 1,5 Tonnen Wasser reisst die Flut den Dreck mit in Richtung Kläranlage. Der Boden wurde nach dem Gefälle hin zum Abflussrohr erneuert. So können die insgesamt drei Tonnen Wasser aus den Spülkippen gleichmässig fliessen und das Regenüberlaufbecken wird bestmöglich sauber gehalten.
Während der Bauarbeiten mussten Baumeister Robert Willi und seine Mitarbeiter mehr als einmal vor den sekundenschnell ansteigenden Wassermassen ans Tageslicht flüchten. An der Oberfläche gibt es für die Firma Willi Bau AG aber auch zu tun. Zusammen mit dem Elektrizitätswerk Rorschacherberg (EW) erstellt der AVA ein Betriebsgebäude. Im kleineren Raum bringt der AVA technische Armaturen unter, im grösseren Raum richtet das EW eine Trafostation ein.
Halbe Million Franken
Im April begannen die Sanierungsarbeiten des Regenbeckens «Waldau». Im November soll es laut Plan fertiggestellt sein. Weitere Becken, wie «Speck» in Staad, sind bereits saniert. Laut Projektleiter Ernst Hohl werden im Verlaufe der nächsten sechs bis sieben Jahre alle 20 Standorte erneuert. Insgesamt investiere der AVA zwischen fünf und acht Millionen Franken. «Waldau» koste rund eine halbe Million Franken. Dabei ist der Anteil, den das EW für seinen Teil des Gebäudes übernimmt, nicht mitberechnet.